Denk*mal (Installation)

Es ist klar, dass man sich über frauenfeindliche Sprüche eines dumpfbackenen Mannes, zum Beispiel des amerikanischen Präsidenten, aufregt. Vielleicht ist das Niveau einer Aussage sogar dermassen beschämend, dass man nur noch ein Achselzucken übrig hat. Bei aller Tragik kann man irgendwann etwas schlichtweg nicht mehr ernst nehmen.

Wie ist es aber, wenn wir in unserer Geschichte ein wenig zurückgehen, 100 Jahre und ein wenig mehr, und die grossen Denker jener Zeit unter die Lupe nehmen? Grössen wie Schopenhauer, Proust, Nietzsche und wie sie alle heissen? Einzigartige Schriftsteller und Philosophen?

Schnell wird klar, dass uns deren Aussagen über Frauen entsetzen. Aussagen, die nach reiflichem, tiefem Nachdenken entstanden sind, nicht aus dem Moment, aus einer Laune heraus. Da tut sich ein Abgrund auf, ein Denken über Frauen, das damals tief verwurzelt war, das sozusagen als „natürlich“ und „gottgegeben“ galt und von den grossen Denkern nur noch in schöne Worte gefasst werden musste.


Die Arbeit „Denk*mal„ zeigt sieben Frauen (Selbstbildnisse) in Posen, die zufällige Momentaufnahmen zu zeigen scheinen, durch den schwarzen Umhang aber doch etwas theatralisches an sich haben. Typologien von Frauen in verschiedenen Situationen, aber weder aufreizend noch keusch, weder zurückgezogen-schüchtern noch herrschaftlich-fordernd, sondern gewissermassen austauschbar, das heisst mit verschiedenen Attributen versehbar.

Diesen sieben Frauen werden sieben Sprüche von grossen Denkern zugeordnet, die auf beschrifteten Bändern vor dem Bild herunterhängen und die Masslosigkeit und auch Irrwitzigkeit zeigen, mit der damals die Frauen eingeschätzt wurden.

Sind wir heute weiter? Ist das alles Schnee von gestern? Gewiss doch – oder gibt es in uns doch ab und an Situationen, in denen die Normen und Gewohnheiten von früher durchbrechen? Die Arbeit von Anita Vozza soll zum Denken anregen, zum Innehalten, zum Selbst-Reflektieren. Es ist schwer, sehr schwer, Traditionen aufzubrechen. Mit einer Revolution ist es nicht getan, es braucht ein wachsames, stetes Umdenken, immer wieder.

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